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SCHNEEGEBURT

Wintermorgen.

Die Natur zeigt, dass sie lebt, dass sie nach ihren eigenen Gesetzen lebt.
Es schneit. Zarte, hektische Flocken treiben in der Luft.
Die Erde wollen sie nicht bedecken.
Ich kann es ihnen nicht verdenken.


Wintermorgen. Die Kälte zwingt uns an sie zu glauben.
Die Natur hat uns nicht verlassen. Wir aber lassen sie im Stich.
Wir schenken ihr kaum die wohl verdiente, notwendige Aufmerksamkeit.
Sie hingegen begrüßt uns. Sie überwältigt uns. Sie übermannt uns. Sie überkommt uns.
Sie bricht herein. Sie schneidet ein. Sie entscheidet. Sie nimmt sich RAUM und ZEIT und IST.

Hat unsere eigene Natur UNS verlassen?
Wir selbst haben uns verlassen, uns verloren im Kosmos.
Die wahre Natur hat ihre eigenen Gesetze. Wir können sie nicht besitzen.
Sie wurde durch sich selbst geboren und nicht von Menschenhand geschaffen –
ihre einzige Rettung, denn sonst wäre sie niemals von Dauer. Sie wird uns überdauern.

Wenn die Sonne scheint, werden wir berührt.
Wenn der Wind weht, werden wir berührt.
Wenn Regen fällt, werden wir berührt.
Wenn Schnee fällt, werden wir berührt.

Natur berührt. SIE IST DER BOTE.
Natur rührt. SIE IST DIE KÖNIGIN.

Wintermorgen. Schnee fällt. Sie lebt. Wir leben.
Wir sind einander der Beweis unserer Existenz.